Am 6. Juni 2013 durften die Besucher der Münchner Kammerspiele einen besonderen Abend erleben. Die Uraufführung des Stadtprojektes "Urban Prayers", die in der alten Synagoge in der Reichenbachstrasse gegeben wurde.
Bis zum Bau des großen jüdischen Zentrums am Jakobsplatz war diese Synagoge die hauptsächliche Möglichkeit zur Glaubensausübung für die in München lebende jüdische Gemeinde. Sie wurde nach der NS Schreckensherrschaft 1947 wieder eröffnet, konnte aber leider nicht komplett in den ehemaligen Zustand gebracht werden.
Heutzutage leidet das Gebäude unter der allgemeinen Erosion, weshalb auch ein Förderverein gegründet wurde.
All dies wurde in einer Rede erwähnt, die vor dem eigentlichen Stück gehalten wurde.
Danach sang ein junger Mann ein hebräisches Lied.
Das Hauptprogramm: es handelte sich um einen Text von Björn Bicker, der aus einer Recherche im religiösen Leben Münchens entstanden ist. Der Text ist voll mit leicht sarkastischen Spitzen auf Intolleranz zwischen den Religionen, vor allem auch auf christliche und abendländische Intolleranz (wie kann man ein Gebetshaus gründen, wenn man keine Parkplätze baut; wenn wir beten ist der Verfassungsschutz immer in der Nähe)
Fünf Schauspieler: Wiebke Puls, Cigdem Teke; Steven Scharf, Edmund Telgenkämper und Stefan Merki lasen den Text zuerst Chorisch, dann abwechselnd, so dass sich daraus eine Wortmelodie ergab. Dazwischen sang der Chor (der aus Mitarbeitern der Münchner Kammerspiele bestand) sakrale Werke. Ich meine Teile der "Schöpfung" von Haydn und "Oh Haupt voll Blut und Wunden" erkannt zu haben.
Zum Schluß wurde der Text wie ein Rahmen nocheinmal von vorne gesprochen, diesmal allerdings kanonisch, was einen wahnsinnig tollen Effekt gab.
Leider war die Sicht auf die Akteure durch die Säulen im Gebäude und durch die Bühnenposition in der Mitte, aber nicht drehbare Sitze etwas eingeschränkt auf einigen Plätzen. Das Geschehen wurde jedoch an zwei Wände mit Beamern projeziert.
Zuletzt noch eine etwas unqualifizierte Bemerkung: Leider litt die Akustik und auch die Bequemlichkeit ein wenig unter den Holzstühlen, allerdings: wer die 12 Stunden "Schlachten" damals in der Jutierhalle ausgesessen hat, für diejenigen war die Veranstaltung sitztechnisch kein Thema mehr.
Es folgen weitere Termine an anderen Orten, die auf www.muenchner-kammerspiele.de abgerufen werden können.