Donnerstag, 24. Oktober 2013

Exit Marrakech gesehen in der Sneak Preview

Zuerst einmal: Für Menschen, die viel Aktion, und wenig Landschaftsaufnahmen wollen, ist dieser Film nichts. Für große Fans von Josef Bierbichler, die nur wegen Ihm in diesen Film gehen, auch nicht, außer sie haben sich schon ein Programm für 20 Minuten nach Filmbeginn ausgemacht. „Exit Marrakech“ ist ein Film für Menschen, die gerne vom Kinosessel in Länder weit weg reisen und dabei noch einen gewissen-beruhigenden politisch korrekten Hintergrund vorgegaukelt bekommen wollen. Dabei kann man der wunderschönen Musik von Niki Reiser lauschen. Die Schauspieler, die man für den Film gewinnen konnten machen ihre Sache wirklich gut, allein der Plot ist etwas vorhersehbar: es beginnt mit einer Landschaftsaufnahme im Bayerischen Oberland, die jungen Internatsschüler werden klischeehaft beim heimlich kiffen gezeigt. In der nächsten Einstellung erfährt man, dass der letzte Tag vor den Ferien ist. Nach dem Gespräch der Hauptfigur mit dem Direktor (warum hat der jetzt eigentlich gerade den ins Direktorat gerufen, obwohl er nichts angestellt hat?) „schaug, dassd was erlebst in die Ferien“ geht es auch schon zum Flughafen, wo man ein Telefonat mit der Mutter mitbekommt: „hast Du genug dabei“ - aha, die Hauptfigur nimmt Medikamente, nach Unterhosen wird die Frau Mama nicht gefragt haben, und nun weiß man schon, dass sich die Handlung irgendwann im Bezug auf diese Krankheit wendet. Spätestens beim ersten Spritzen weiß man dann auch: Ah, Diabetes. Darauf wird den ganzen Film rumgeritten, obwohl das größere Problem ja die Pubertät und der Selbstfindungsprozess ist, weswegen der Junge dann einfach mal so ein paar Tage verschwindet, während der Vater (der zuerst wie ein kaltherziger Geldsack wirkt...naja, klar, arbeitet ja auch in der Theaterbranche, da verdient man natürlich wie blöd) doch alles tut um ihn zu finden. Kaum gibt es nach einigem Hin und Her eine Annäherung kommt die Wendung, und der Sohn bekommt Blutzuckerprobleme. Aber wie hat schon Ibsen seinen Knopfgiesser im „Peer Gynt“ sagen lassen: „man stirbt nicht einfach im vierten Akt“ und so kann man noch eine Weile länger die schöne Aussicht und die tolle Musikstimmung genießen. Von der Handlung bleibt ja leider nicht so sehr viel hängen.

Mittwoch, 16. Oktober 2013

ein Theateralbtraum

und es trug sich zu, dass der Kasperl nicht mehr wusste was er mit seiner Zeit anfangen sollte, also studierte er im zweiten Bildungsweg BWL. Als er fertig damit war bekam er den Titel Businesskasperl verliehen. Er erschlug das Krokodil und lies sich aus dessen Leder Schuhe und eine Handtasche fertigen. Die Grossmutter entlies er von ihrer Arbeit weil sie schon viel zu alt war um noch effektiv zu arbeiten - wie er meinte. Die Gretel verliess ihn, nachdem er ihr einen Vortrag über Unterschiede der Leistungsfähigkeit von Mann und Frau und der Gerechtigkeit des Lohnunterschiedes hielt. Der Schutzmann schrieb jede Woche 3 Strafzettel aus, weil der Businesskaperl nie Parkplatz suchen wollte und sich oft einfach auf den Behindertenparkplatz stellte. Den Zauberer hatte der Businesskasperl schon lang durch seine sachliche Art vergrault. Der Kasperl stand zum Schluss in seinem ganzen Geld allein da, und mit der lustigen Theaterzeit war es leider vorbei. Und die Gretel? Die hat sich mit der Grossmutter zu einer Gewerkschaft zusammengeschlossen!.....

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Dänemark hat Pfirsichhaut



Doppelhamlet, ein Interpretationsversuch

Wer am 9. Oktober in den Raum des „Schweren Reiter“ kam und ein klassisches Guckkastentheater erwartete, wurde wohl enttäuscht. Der „Doppelhamlet“ der Gruppe bösediva Ist eine Installation für Zuschauer, die für Mitmach- und Anfass-Theater zu begeistern sind.
Im Raum selbst fiel zuerst das große Wasserbecken auf – aha, der Ophelia Tod hat seinen Platz. Auf der Zuschauertribühne, auf der man sitzen durfte, aber nicht musste stand eine Flasche Wodka in Totenkopfform – der Schädel Yorricks. Die klarsten Insignien des Stücks.
Im linken Teil des Raums stand ein mit Luft befüllter Alufoliehaufen, der aussah wie eine Zwiebel. Die Zuschauer durften hineinkriechen. Die Zeile „O God, I could be bounded in a nutshell, and count myself a king of infinite space—were it not that I have bad dreams” Im Inneren dieser Zwiebel befand sich eine Figur die später auch auf die Bühne trat und als einzige Frau von den Männern immer wieder mit Rohren eingebaut wurde, sich daraus aber befreite.
Der Geist wurde durch eine Videoinstallation eines winkenden Königs vor dem ein Aal seine Kreise zieht angedeutet.
Die Machtübernahme stellte wohl der Schauspieler dar, der seine Hände zur „Merkelraute“ formte. Gesprochen wurde im ganzen Stück nicht.
Über Lautsprecher wurde das Publikum angehalten aufzustehen und herumzugehen. Es wurde deutlich drauf hingewiesen, dass niemandem vorgeschrieben ist, was er zu verstehen hat.
Alles in allem ein etwas verstörender, aber auf keinen Fall langweiliger Abend, mit Wasser Schnaps und Tesa, der nicht unbedingt Theateranfängern zu empfehlen ist, aber dennoch zu empfehlen ist. 

Samstag, 28. September 2013

Science fiction im Pathos Theater

Es war ein kühler Wiesn Abend, die großen Bühnen hatten Ihre Premieren. Entsprechend ausgesucht war der Zulauf im Pathos Theater auf dem Gelände an der Dachauer Straße am 27.9.13 leider. Aber wie sich rausstellte: zu unrecht.

Das Theater gab den zweiten Tag seines Abends „DANN “, der aus drei Stücken bestand.
Begonnen wurde mit „White Men Down“ - wenig Text, viel Bewegung. Das Publikum wurde mit nackten Männeroberkörpern zur Obacht gerufen, die eine Art Bewegungsimprovisation spielten: von der Evolution zur Emanzipation. Vom gebückten über den aufrechten Gang zu Krieg, bis die Horde der weissen Machomänner (der Minderheit weltweit) von einer Frau besiegt wurden.

Für das zweite Stück „MUZU – Museum für zukünftiges“ wurde der Raum gewechselt. Wir befanden uns im Museum für Zukunftsforschung, Wien. Als der Name Schrödinger fiel, war klar: hier hat jemand zu viel „The big bang theorie“ geschaut. Ein amüsanter Teil, in dem es zuerst um die Definition der Zukunft (die dann doch auch Vergangenheit – mit dem Wissenschaftler „Urs Prüngli“ beinhaltete)folgte und das kuriose Ergebnis des Beamens des Wissenschaftlers von einem Schrank in den anderen (er hat sich dabei schon sehr verändert!).

Die dritte und letzte Produktion „Inselträume – Talktraum und Inselhopping“ hatte einen kleine Crux: Man bekam zuvor einen gratis Longdrink, der es allerdings recht in sich hatte. Angedudelt tat man sich ein wenig schwer, der Talkshow, die auf der Bühne gegeben wurde, zu folgen. Dramaturgisch wurde man im Gespräch wie auf einer Kreuzfahrt von einer Insel zur nächsten geführt. Zwischen den Stationen sang der Chor der Münchner Matrosen Shanties, in einer solch Urlaubshaften Stimmung konnte man den Ernst des Gesprächsthema über Kapitalismus, Kommunismus und Utopien leicht überhören.

Nach der Aufführung durften die Zuschauer im Hof des Pathos ein Spanferkel tätowieren. Vermutlich wird das in den nächsten Jahren und bei der aktuellen politischen Lage der neueste Grilltrend!

Anschauen! Die nächste Vorstellung ist am 29.9.13!

Donnerstag, 6. Juni 2013

Urban Prayers "wir wollen verdammt nochmal beim Beten nicht fluchen!"

Am 6. Juni 2013 durften die Besucher der Münchner Kammerspiele einen besonderen Abend erleben. Die Uraufführung des Stadtprojektes "Urban Prayers", die in der alten Synagoge in der Reichenbachstrasse gegeben wurde.
Bis zum Bau des großen jüdischen Zentrums am Jakobsplatz war diese Synagoge die hauptsächliche Möglichkeit zur Glaubensausübung für die in München lebende jüdische Gemeinde. Sie wurde nach der NS Schreckensherrschaft 1947 wieder eröffnet, konnte aber leider nicht komplett in den ehemaligen Zustand gebracht werden.
Heutzutage leidet das Gebäude unter der allgemeinen Erosion, weshalb auch ein Förderverein gegründet wurde.
All dies wurde in einer Rede erwähnt, die vor dem eigentlichen Stück gehalten wurde.

Danach sang ein junger Mann ein hebräisches Lied.

Das Hauptprogramm:  es handelte sich um einen Text von Björn Bicker, der aus einer Recherche im religiösen Leben Münchens entstanden ist. Der Text ist voll mit leicht sarkastischen Spitzen auf Intolleranz zwischen den Religionen, vor allem auch auf christliche und abendländische Intolleranz (wie kann man ein Gebetshaus gründen, wenn man keine Parkplätze baut;  wenn wir beten ist der Verfassungsschutz immer in der Nähe)
Fünf Schauspieler: Wiebke Puls, Cigdem Teke; Steven Scharf, Edmund Telgenkämper und Stefan Merki lasen den Text zuerst Chorisch, dann abwechselnd, so dass sich daraus eine Wortmelodie ergab. Dazwischen sang der Chor (der aus Mitarbeitern der Münchner Kammerspiele bestand) sakrale Werke. Ich meine Teile der "Schöpfung" von Haydn und "Oh Haupt voll Blut und Wunden" erkannt zu haben.
Zum Schluß wurde der Text wie ein Rahmen nocheinmal von vorne gesprochen, diesmal allerdings kanonisch, was einen wahnsinnig tollen Effekt gab.
Leider war die Sicht auf die Akteure durch die Säulen im Gebäude und durch die Bühnenposition in der Mitte, aber nicht drehbare Sitze etwas eingeschränkt auf einigen Plätzen. Das Geschehen wurde jedoch an zwei Wände mit Beamern projeziert.

Zuletzt noch eine etwas unqualifizierte Bemerkung: Leider litt die Akustik und auch die Bequemlichkeit ein wenig unter den Holzstühlen, allerdings: wer die 12 Stunden "Schlachten" damals in der Jutierhalle ausgesessen hat, für diejenigen war die Veranstaltung sitztechnisch kein Thema mehr.

Es folgen weitere Termine an anderen Orten, die auf www.muenchner-kammerspiele.de abgerufen werden können.

Freitag, 24. Mai 2013

Bayerischer Heimatabend in Feldmoching

Ein Randmünchner Kulturkindl muss sich auch an den (geografischen) Rand Münchens begeben, um die dortige Kultur zu erforschen.Wie praktisch, dass ich da auch gleich wohne!

Gestern war es also soweit, und ich durfte einen Abend der Veranstaltung „bayerisch g'redt, gsunga und g'schpuit“ beiwohnen. Unglaubliche Szenen!
Vorsorglich habe ich meine Mutter als „Alibirentnerin“ mitgenommen, damit ich nicht allein als Jüngste dort sitze. (Man kennt das Phänomen vom Kindertheater, bei dem man sich die Stöpsel aus dem Freundeskreis ausleiht, damit es nicht auffällt, das man selbst so kindisch ist).
Nach langen Vorträgen über die Vorzüge der bayerischen Sprache (die Veranstaltung ging vom Förderverein bayerische Sprache aus), wurden die Gäste vorgestellt (vor denen ich wirklich Hochachtung habe): Johanna Bittenbinder, ihr Mann Heinz-Josef Braun und Stefan Murr.
Das Publikum begrüßte die Anwesenden gleich mit einem herzhaften „Griasdi“. Vorgestellt wurde natürlich in bayerischer Grammatik: Nachname, Vorname.
Neue Filme wurden angekündigt mit hochlobenden Worten wie: „der is a net ohne“ (net gschimpft is halt immer no g'lobt gnua).
In der Pause konnte man sich über Zitate der Besucher freuen wie: „der hat ganz oft bei dem Resischeur gespielt, dem Rosenbauer“ oder „gell, sie mögen auch das bayerische, nicht wahr!“ (ein paar sentimentale Tränen wurden gerade noch unterdrückt, wie es schien!)

Im zweiten Teil konnte man der Lesung des „bayerischen Schneewittchen“ zuhören, das wirklich zu empfehlen ist!
Eigentlich war das ja auch der Hauptgrund für meinen Besuch – ich komme ja schließlich momentan berufsmäßig aus der Märchenbranche.

Die Lesung beruht auf dem Märchen von Schneewittchen, das aber neu auf bayerisch adaptiert wurde, und auch ein wenig verändert.
Die Akteure lasen mit viel Enthusiasmus. Jede Rolle hatte ihren eigenen Dialekt und Stimmlage. Highlights sind: Die hanseatische Mutter Schneewittchens, einzelne der sieben Zwerge (der Opernzwerg, der erstaunlich an Konstantin Wecker erinnert), die beiden Norddeutschen Paparattzis.
Das Publikum wurde zum Mitmachen animiert (ca. 80 erwachsene Menschen durften als Hexen „Juhu“ brüllen – eigentlich ein Bild für Götter)
eine für mich schöne rausgezogene Moral: „trägst Du ein Kochbuch am Herzen, kann ne Kugel nicht schmerzen“ (wer den Lebkuchenherzjoke aus „der Schuh des Manitou“ kennt, kann sich vorstellen, warum).

Erfahrungswert des Abends: CD unbedingt kaufen , Lesung bei der nächstmöglichen Gelegenheit anschauen (Google ist Dein Freund!)
Und wenn man einem solchen Heimatabend beiwohnt: nicht mit dem Auto fahren, alkoholfrei machts nur halb soviel Gaudi!






Mittwoch, 8. Mai 2013

O'zapft is - die Wiedereröffnung im Lenbachhaus

Obwohl meine Vorlieben und auch meine Tätigkeiten in der darstellenden Kunst liegen, wäre es bei einem Arbeitsplatz unweit des Königsplatzes dumm gewesen, am heutigen Wiedereröffnungstag des Lenbachhauses nicht das Angebot eines Gratisbesuchs anzunehmen. Ein kleiner (stümperhafter) Bericht:
Schon beim Eintritt wird man von einem Glaszapfen quasi begrüßt (oder auch o'zapft), der wie in einer Tropfsteinhöhle von der Decke nach unten ragt - versucht sich München so an der Annäherung an die Pyramide im Louvre?
Die weitere Ausstellung beginnt mit Erwin Wurm, den ich persönlich ja sehr verehre. Geschmolzene Museumsplastiken, und eine unmotiviert herumstehende Essiggurke sind Skulpturen, die jeder mal gesehen haben sollte.
Übrigens waren nicht wesentlich mehr Besucher in der Ausstellung als an einem handelsüblichen Sonntag in den Pinakotheken, allerdings weiß ich auch nicht, was nach Feierabend noch los war. Die meisten Schaulustigen fand man beim blauen Reiter, der aber ja schon in der alten Ausstellung zu sehen war.
Maria Lassnig mit ihren pastellfarbenen (meist nackerten) Personen ist auch noch zu erwähnen. Bilder von Ihr konnte ich bis jetzt nur in Wanderausstellungen sehen.
Von Joseph Beuyz, dem man eigene Räume widmete, findet man einige Installationen nur mehr als Foto, da sie nicht erhalten sind (versteht man gar nicht - Jahrzehnte altes ranziges Fett und abgenadelte Christbäume hätten das Kraut bei der schlechten Luft auch nicht mehr fett gemacht). So auch seine legendäre "Fettecke" - eine Installation, die ein mir naher Verwandter einmal nachbauen wollte, indem er sich eine Markenmargarine Dose an die Zimmerwand genagelt hatte - wir haben Wochen gebraucht, um beim Umzug den Fettfleck wieder von der Wand zu bekommen - ich meine mich zu erinnern, dass es fast eine "Pilzecke" geworden wäre.
Die beste Installation in der Galerie war jedoch eine ältere, verwirrte Dame, die in der "Kunst ab 1945" herumrannte und offensichtlich den Ausgang suchte - in jedem Raum gab sie nur ein entnervtes: "Des isch ou wieder Kunscht!" von sich......... Oder war die Dame gar echt?