Ein Randmünchner Kulturkindl muss sich
auch an den (geografischen) Rand Münchens begeben, um die dortige Kultur zu
erforschen.Wie praktisch, dass ich da auch gleich wohne!
Gestern war es also soweit, und ich
durfte einen Abend der Veranstaltung „bayerisch g'redt, gsunga und
g'schpuit“ beiwohnen. Unglaubliche Szenen!
Vorsorglich habe ich meine Mutter als
„Alibirentnerin“ mitgenommen, damit ich nicht allein als Jüngste
dort sitze. (Man kennt das Phänomen vom Kindertheater, bei dem man
sich die Stöpsel aus dem Freundeskreis ausleiht, damit es nicht
auffällt, das man selbst so kindisch ist).
Nach langen Vorträgen über die
Vorzüge der bayerischen Sprache (die Veranstaltung ging vom
Förderverein bayerische Sprache aus), wurden die Gäste vorgestellt
(vor denen ich wirklich Hochachtung habe): Johanna Bittenbinder, ihr
Mann Heinz-Josef Braun und Stefan Murr.
Das Publikum begrüßte die Anwesenden
gleich mit einem herzhaften „Griasdi“. Vorgestellt wurde
natürlich in bayerischer Grammatik: Nachname, Vorname.
Neue Filme wurden angekündigt mit
hochlobenden Worten wie: „der is a net ohne“ (net gschimpft is
halt immer no g'lobt gnua).
In der Pause konnte man sich über
Zitate der Besucher freuen wie: „der hat ganz oft bei dem
Resischeur gespielt, dem Rosenbauer“ oder „gell, sie mögen auch
das bayerische, nicht wahr!“ (ein paar sentimentale Tränen wurden
gerade noch unterdrückt, wie es schien!)
Im zweiten Teil konnte man der Lesung
des „bayerischen Schneewittchen“ zuhören, das wirklich zu
empfehlen ist!
Eigentlich war das ja auch der
Hauptgrund für meinen Besuch – ich komme ja schließlich momentan
berufsmäßig aus der Märchenbranche.
Die Lesung beruht
auf dem Märchen von Schneewittchen, das aber neu auf bayerisch
adaptiert wurde, und auch ein wenig verändert.
Die Akteure lasen
mit viel Enthusiasmus. Jede Rolle hatte ihren eigenen Dialekt und
Stimmlage. Highlights sind: Die hanseatische Mutter Schneewittchens,
einzelne der sieben Zwerge (der Opernzwerg, der erstaunlich an
Konstantin Wecker erinnert), die beiden Norddeutschen Paparattzis.
Das Publikum wurde
zum Mitmachen animiert (ca. 80 erwachsene Menschen durften als Hexen
„Juhu“ brüllen – eigentlich ein Bild für Götter)
eine für mich
schöne rausgezogene Moral: „trägst Du ein Kochbuch am Herzen,
kann ne Kugel nicht schmerzen“ (wer den Lebkuchenherzjoke aus „der
Schuh des Manitou“ kennt, kann sich vorstellen, warum).
Erfahrungswert des
Abends: CD unbedingt kaufen , Lesung bei der
nächstmöglichen Gelegenheit anschauen (Google ist Dein Freund!)
Und wenn man einem
solchen Heimatabend beiwohnt: nicht mit dem Auto fahren, alkoholfrei
machts nur halb soviel Gaudi!
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