Doppelhamlet, ein Interpretationsversuch
Wer am 9. Oktober in den Raum des „Schweren Reiter“ kam und
ein klassisches Guckkastentheater erwartete, wurde wohl enttäuscht. Der „Doppelhamlet“
der Gruppe bösediva Ist eine Installation für Zuschauer, die für Mitmach- und
Anfass-Theater zu begeistern sind.
Im Raum selbst fiel zuerst das große Wasserbecken auf – aha,
der Ophelia Tod hat seinen Platz. Auf der Zuschauertribühne, auf der man sitzen
durfte, aber nicht musste stand eine Flasche Wodka in Totenkopfform – der
Schädel Yorricks. Die klarsten Insignien des Stücks.
Im linken Teil des Raums stand ein mit Luft befüllter
Alufoliehaufen, der aussah wie eine Zwiebel. Die Zuschauer durften hineinkriechen. Die Zeile „O God, I could be bounded in a
nutshell, and count myself a king of infinite space —were it not that I
have bad dreams” Im Inneren dieser Zwiebel befand sich eine Figur die später
auch auf die Bühne trat und als einzige Frau von den Männern immer wieder mit
Rohren eingebaut wurde, sich daraus aber befreite.
Der Geist wurde durch eine Videoinstallation
eines winkenden Königs vor dem ein Aal seine Kreise zieht angedeutet.
Die Machtübernahme stellte wohl der
Schauspieler dar, der seine Hände zur „Merkelraute“ formte. Gesprochen wurde im
ganzen Stück nicht.
Über Lautsprecher wurde das Publikum angehalten
aufzustehen und herumzugehen. Es wurde deutlich drauf hingewiesen, dass
niemandem vorgeschrieben ist, was er zu verstehen hat.
Alles in allem ein etwas verstörender, aber
auf keinen Fall langweiliger Abend, mit Wasser Schnaps und Tesa, der nicht
unbedingt Theateranfängern zu empfehlen ist, aber dennoch zu empfehlen ist.
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